Das Orchester

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Das Tuttlinger Kammerorchester – eine Retrospektive

Die Anfänge des Tuttlinger Kammerorchesters reichen in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Das Streichquartett, das in den auslaufenden 40er Jahren immer wieder zusammen mit dem Singkreis der Volkshochschule konzertierte, entwickelte sich bis 1953 zu einem Streicherensemble. In diesem Jahr gründete Josef Schlichtig das „Orchester der Musikfreunde“. Das Gründungskonzert am 8. Mai 1953 bildete den Auftakt einer langen Orchester- und Konzerttradition. Hinsichtlich des Repertoires legte Josef Schlichtig stets Wert auf ein breitgefächertes Spektrum, das vom Barock bis hin zur Moderne reichte. Unter seinem Dirigat wurden die Jahreskonzerte des Öfteren zusätzlich im Kloster Beuron aufgeführt und die „Stunde der Kirchenmusik“ mitgestaltet.

Nach dem Weggang von Josef Schlichtig 1979 ergab sich eine etwa einjährige Pause, bis Hans Fried, Studienrat für Musik am Otto-Hahn-Gymnasium, die Orchesterleitung übernahm und in gewohnter Weise, jetzt allerdings unter dem Namen „Tuttlinger Kammerorchester“, weiterführte. Im Jahr 1983 dirigierte Hans Fried das Jubiläumskonzert anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Kammerorchesters. Er initiierte 1984 zusammen mit Gerhard Schatz die Matinee, die nun jährlich zum ersten Adventssonntag vor einer großen Zuhörerschaft im Rathausfoyer gestaltet wird.

Hans Fried verließ Tuttlingen Mitte 1990. Auf Fried folgte zunächst Bärbel Gall, eine Studentin der Musikhochschule Trossingen.

Im Jahr 1993 übernahm Matthias Baur, ebenfalls Student aus Trossingen, die Stabführung des Orchesters. Der Elan sowie die Professionalität dieser beiden jugendfrischen Vollblutmusiker gaben den Orchestermusikern frischen Schwung und Spielfreude. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Tuttlinger Kammerorchesters fand das Jubiläumskonzert zusätzlich in der schweizerischen Partnerstadt, in Bex, sowie in Überlingen statt.

Eine Besonderheit für das Tuttlinger Laienorchester war das Konzert im Rahmen des 4. Tonkünstlerfestivals Baden-Württemberg im Februar 1996.  Das von Siegfried Burger komponierte Werk „Architektur einer Kirche“ wurde uraufgeführt. Zudem wurde Burgers Werk „Immernoch“ (Sieben neoromantische Lieder nach Gedichten von Eleonore Glaubitz für Sopran, Klavier und Streichorchester) an diesem Abend das erste Mal dargeboten.

Von Matthias Baur nahmen die Orchestermitglieder nur ungern Abschied. Als Nachfolger wählte das Orchester im Herbst 1996 Gudni Emilsson, der als Kapellmeister bereits zahlreiche Erfahrungen mit Profiorchestern gemacht hatte, u.a. am Gewandhaus in Leipzig. Dank der zahlreichen Kontakte Emilssons zu Profimusikern konnte das Orchester für seine Konzerte namhafte und internationale Solisten und Gastdirigenten gewinnen. Doch die zusätzlichen Verpflichtungen, die  Gudni Emilsson als Chefdirigent des Tübinger Jugendorchesters oder auch mit den Prager Symphonikern einging, zwangen den Dirigenten, Prioritäten zu setzen und die Stabführung des Tuttlinger Kammerorchesters aufzugeben.

So übernahm Jordi Altimira seit dem Adventskonzert 2000 das Dirigat des Kammerorchesters. Unter seiner Leitung wurde das Jubiläumskonzert 2003 in der neuen Tuttlinger Stadthalle ein großer Erfolg. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass seither immer mehr Jugendliche bereit sind, im Kammerorchester mitzuwirken und so zum Erhalt dieses wichtigen Kulturträgers in Tuttlingen beizutragen.

Seit 2010 leitet Bernhard Diesch, Musiklehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Tuttlingen, das Tuttlinger Kammerorchester. Unter seiner Leitung widmet sich das Orchester nicht nur der Interpretation klassischer Literatur für Kammerorchester, sondern es  werden auch immer wieder selten gespielte und weniger bekannte Werke in den Konzerten zu Gehör gebracht. Unter Dieschs Dirigat finden regelmäßig Jahreskonzerte in der Stadthalle sowie die Adventsmatineen im Rathausfoyer statt. Zusätzlich initiierte Bernhard Diesch im April 2016 ein Kooperationskonzert mit dem Musikverein Wurmlingen. Auch Bernhard Diesch versteht es immer wieder, junge und versierte Nachwuchsmusikerinnen und Musiker für das Kammerorchester zu gewinnen. Auch jungen Instrumentalsolisten aus der Region bietet Berhard Diesch stets anlässlich des Jahreskonzerts in der Tuttlinger Stadthalle ein interessantes Podium.  So begeisterte im Jahr 2016 die Flötistin Leonie Bumüller mit dem für Flöte adaptierten Solokonzert von Carl Phillip Emmanuel Bach das Publikum. Anfang Juli 2017 verzauberte das Artis Gitarrenduo mit Christian und Julia Zielinski sowohl mit den Konzert G-Dur von Antonio Vivaldi als auch mit dem Lyren-Konzert von Joseph Haydn die Zuhörerschaft.